Aktuelles

2023 | #04

Fachkräftemangel im ländlichen Raum

Rouven Kötter im Gespräch mit der IHK Gießen-Friedberg

RK

Bei einem Gespräch von Landratskandidat Rouven Kötter mit der IHK Gießen-Friedberg standen aktuelle Themen aus dem Wetteraukreis im Fokus. Neben Fragen der Mobilität ging es um die Situation der Betriebe und den Fachkräftemangel. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Leder und seine Mitarbeiter Kai Schelberg und Daniel Kaiser freuten sich sehr über den Besuch des Wetterauer Landratskandidaten Rouven Kötter und des Münzenberger Kreistagsabgeordneten Rudolf Haas, die beide dem Arbeitskreis Wirtschaft der Wetterauer SPD angehören. „Die Unternehmen im Wetteraukreis sind wichtig für uns alle. Sie bieten wohnortnahe Ausbildungs- und Arbeitsplätze und somit eine Zukunftsperspektive. Außerdem finanzieren sie mit ihrer Gewerbesteuer einen Teil der kommunalen Haushalte und sorgen mit ihren Dienstleistungen und Produkten für attraktive Angebote. In der Industrie- und Handelskammer haben sie eine äußerst kompetente und anerkannte Interessensvertretung. Natürlich ist die IHK deshalb auch für uns ein wichtiger Ansprechpartner“, stellte Kötter gleich zu Beginn fest.

Matthias Leder sprach Kötter zunächst auf seine Zeit als Bürgermeister der Gemeinde Wölfersheim an und ging neben der erfolgreichen Wirtschaftsförderung der Gemeinde insbesondere auf Kötters persönliches Engagement für die Horlofftalbahn zwischen Wölfersheim und Hungen ein: „Eine Reaktivierung hätte erhebliche Netzwerkeffekte. Es war sehr wichtig, dass die Politik damals den Kauf der Strecke beschlossen hat“, sagteLeder, der selbst im Wetteraukreis wohnt. „Ich plädiere bei der Bahn für eine Übernahme des Netzes durch den Staat, dann aber im Gegenzug für mehr Wettbewerb beim Betrieb. Ich glaube, dass wir dadurch ein attraktiveres und besseres Bahnangebot erhalten würden.“

Nach dem kurzen Exkurs in das Themenfeld Mobilität war der Zustand der Wirtschaft im Wetteraukreis das Hauptthema. „Im vergangenen November war die Stimmung am Boden. Jetzt leidet die Bauwirtschaft unter dem Zinsanstieg. Gleichzeitig verursacht der Ukraine-Krieg neue Lieferkettenprobleme, obwohl die Corona-bedingten Probleme noch nicht wieder aufgeholt wurden“, fasste Leder zusammen. „Die Corona-Zeit hat Spuren hinterlassen. Die für den Wetteraukreis durchaus bedeutende Veranstaltungswirtschaft beispielsweise hat dank der Hilfen der Bundesregierung überstanden. Hier hat Bundeskanzler Scholz wirklich Gutes geleistet.“ Der IHK-Hauptgeschäftsführer formulierte ein eindeutiges Credo für seinen Arbeitsansatz: „Jammern reicht nicht. Wir müssen konstruktiv und kreativ Lösungen suchen.“

Ausbildung als solide Basis
Das gilt selbstverständlich auch für das Mega-Thema, vor dem alle gesellschaftlichen Bereiche in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stehen: den Fachkräftemangel. „Wir als IHK packen dieses wichtige Thema seit Beginn dieses Jahres mit neuen Projekten an“ berichtete Leder. So wurden eine Beraterin für die passgenaue Besetzung im Bereich Ausbildung und eine Willkommenslotsin zur Arbeitsvermittlung für Flüchtlinge etabliert sowie eine Fachberatungsstelle Inklusion eingerichtet. „Die duale Ausbildung ist ein weltweit geachtetes Erfolgsmodell. Nicht jeder muss studieren, um beruflich erfolgreich und glücklich zu werden. So waren bei der jüngsten Auszeichnung drei der vier landesweit besten Azubis Studienabbrecher“, erklärte Leder. Rouven Kötter hat selbst zunächst eine Ausbildung als Bank- und Sparkassenkaufmann gemacht, ehe er dann parallel zur Tätigkeit in der Firmenkundenbetreuung der Wetterauer Sparkasse noch ein BWL-Studium absolvierte. Er ist überzeugt davon, dass eine solide Ausbildung in einem bodenständigen Betrieb ein sehr sinnvolles Angebot ist: „Eine praxisnahe Ausbildung, die durch unsere im Kreis verteilten Berufsschulstandorte und engagierte Unternehmen getragen wird, ist ideal, um ins Berufsleben einzusteigen.“

Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Wetteraukreis wirtschaftlich gut aufgestellt ist und auch eine attraktive Zukunftsperspektive hat: „Politik und Wirtschaft müssen jedoch gemeinsam daran arbeiten, dass diese auch eintritt. Unnötige Bürokratie muss abgebaut werden. Unsere Unternehmen brauchen eine kreative und verlässliche Wirtschaftsförderung, dann haben die Menschen im Landkreis bodenständige und verwurzelte Betriebe, die eine berufliche Perspektive bieten und soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“, lautete der gemeinsame Appell.

2023 | #03

Was kann man gegen den Ärztemangel im ländlichen Raum tun?

Rouven Kötter im Austausch mit dem Vogelsberger Landrat Manfred Görig

RK

Bereits im Jahr 2013 hat der Vogelsbergkreis eine Fachstelle für gesundheitliche Versorgung geschaffen, um sich dem wichtigen Thema der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum anzunehmen. Ein Thema, das auch in Teilen des Wetteraukreises immer wichtiger wird. „Wir brauchen in allen Teilen des Kreises ausreichend Haus- und Fachärzte. Das ist ein enorm wichtiger Standortfaktor und ein wichtiger Baustein der Daseinsvorsorge. Wenn dies nicht mehr gewährleistet ist, muss Politik handeln“, stellt Landratskandidat Rouven Kötter klar. Aus diesem Grund hat er sich mit dem Vogelsberger Landrat Manfred Görig zu dem Thema ausgetauscht. Dieser stimmt Kötter absolut zu: „Wenn wir es nicht anpacken, klappt es nicht. Wer zieht denn noch hierher, wenn keine Ärzte mehr da sind?“

Im Vogelsberg wurde zunächst mit Hilfe einer Studie eine umfangreiche Bestandsanalyse durchgeführt und eine Prognose für die weitere Entwicklung erstellt. „Das Fazit war deutlich: Viele Ärztinnen und Ärzte stehen kurz vor dem Eintritt in die Rente und es kommt ein riesiges Problem auf uns zu. Wer solche Entwicklungen erkennt, darf die Hände nicht in den Schoß legen, sondern muss handeln“, erläutert Landrat Görig. Zunächst wurden Praxisseminare in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg angeboten. An einem ähnlichen Versuch hat auch der Wetteraukreis unter dem Titel „Landtage in Hessen“ teilgenommen, allerdings mit äußerst spärlichem Erfolg. „Auch bei uns gab es anfangs Skepsis und wenig Begeisterung. Aber mittlerweile ist das Projekt ein großer Erfolg und wir sind einen Weiterbildungsverbund mit allen Krankenhäusern eingegangen“, berichtet Görig.

Mit zwei weiteren kreativen Projekten packt der Vogelsberg das Thema an: „Wenn sich Medizinstudierende verpflichten, nach erfolgreichem Abschluss einige Jahre im Vogelsberg zu arbeiten, erhalten Sie eine monatliche Studienunterstützung in Höhe von 500,- €. Unser Ziel ist es, Hausärzte, Fachärzte und Mitarbeitende für den öffentlichen Gesundheitsdienst zu werben“, so der Vogelsberger Landrat. Aktuell nehmen etwas mehr als zehn Personen an dem Programm teil, was den Landkreis im Jahr etwa 70.000 € kostet. Um die Zielsetzung abzusichern wird ein Vertrag inklusive Rückzahlungsverpflichtung abgeschlossen.

Den größten und mutigsten Schritt ging der Landkreis aber mit der Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). „Damit war der Vogelsberg bundesweit Vorreiter. Der bürokratische Aufwand war enorm, aber er wurde nicht als Ausrede genommen, sondern er wurde angepackt und bewältigt. Das ist ein Modell, das auch für den Wetteraukreis sehr interessant sein kann“, ist sich Rouven Kötter sicher. Der Vogelsbergkreis hat hierfür gemeinsam mit zwei Kommunen eine gemeinnützige GmbH gegründet, Ärztesitze eingekauft und Ärzte eingestellt. „Wäre der Landkreis nicht mit an Bord gegangen, hätte das Projekt nicht funktioniert“, stellt Görig klar. „Wir müssen diese Themen aktiv angehen und dürfen uns nicht hinter gesetzlichen Aufgaben verschanzen. Kernaufgaben verwalten reicht nicht, wir müssen die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden mutig und entschlossen anpacken.“ Diese Vorgehensweise hat dazu geführt, dass in Freiensteinau und Grebenhain nun eine ärztliche Versorgung angeboten wird, die ansonsten niemals vorhanden gewesen wäre. „Wenn der Markt versagt und die Bedürfnisse der Menschen nicht ausreichend erfüllt werden, muss Politik handeln, damit unsere ländlichen Regionen lebenswert bleiben“, sind sich Görig und Kötter einig.

2023 | #02

„Vorreiter im Klimaschutz - Bio-Essen in den Schulen“

Landratskandidat Rouven Kötter im Austausch mit Landrat Thomas Will

Foto: RK

„Der Blick über den Tellerrand ist mir sehr wichtig. Niemand macht alles richtig, aber überall kann man sich Anregungen, Ideen und Konzeptvorschläge holen. Durch meine Arbeit im Regionalverband weiß ich, dass der Landkreis Groß-Gerau beispielsweise im Klimaschutz ein absoluter Vorreiter ist. Auch bei anderen Themen ist man in dem von Flughafen und Verkehr stark belasteten Landkreis mutig und innovativ“, so Landratskandidat Rouven Kötter, der sich jüngst mit dem Landrat des Kreises Groß-Gerau Thomas Will zum Austausch traf.
„Wir gehen die Herausforderungen in unserem Landkreis stets mit Gestaltungswillen und Mut an. Man darf sich nicht hinter den gesetzlichen Vorgaben und Aufgabenstellungen verstecken, wenn man einen Landkreis gestalten und im Sinne von Mensch und Umwelt entwickeln möchte“, stellt Thomas Will gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich fest. Insbesondere beim Klimaschutz ist man im Süden der Region sehr ambitioniert: „Schulbausanierungen werden mit Passivhauselementen umgesetzt, Neubauten und Erweiterungsbauten von Schulen werden nur noch im Passivhausstandard errichtet. Selbstverständlich haben wir ein Klimaschutzkonzept für den Kreis und jede Kreistagsvorlage enthält einen Klima-Check über die klimatischen Auswirkungen des Beschlusses.“ Kötter zeigte sich davon beeindruckt: „Groß-Gerau zeigt, dass vieles geht, wenn man denn will. Ich glaube, wir müssen mit mehr Entschlossenheit an das Thema Klimaschutz und dürfen uns dabei nicht von Verhinderungsargumenten und koalitionären Zwängen bremsen lassen.“

Auch beim Thema Ernährung in den Schulen geht der Landkreis Groß-Gerau voran: „Es gibt einen Beschluss, bis 2030 80% des Essens in den Schulen auf Bio umgestellt zu haben. Regionale Caterer werden dabei unterstützt, sich entsprechend zertifizieren zu lassen. Das ist ambitioniert, aber aus meiner Sicht absolut sinnvoll“, zeigt sich Kötter beeindruckt. „Die Mehrkosten dafür trägt der Kreis und gibt sie nicht an die Eltern weiter. Regionale, saisonale Ernährung sind aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Punkt für die Gesundheit unserer Schülerinnen und Schüler. Man lernt dadurch den Wert von Lebensmitteln schätzen und ernährt sich nicht nur lecker, sondern auch gesund. Außerdem wird dadurch die lokale Lebensmittelerzeugung unterstützt. Ein sehr sinnvoller und nachahmenswerter Beschluss.“

„Wir müssen als Landkreise mehr tun, als nur die gesetzlichen Aufgaben verwalten. Ein Landkreis kann Impulse setzen, thematisch vernetzen und die Städte und Gemeinden dabei unterstützen, die Herausforderungen von heute im Sinne einer nachhaltigen Zukunft anzupacken und zu meistern“, sind sich Thomas Will und Rouven Kötter einig.

2023 | #01

Aktiv aufforsten oder freien Lauf für die Natur?

Rouven Kötter informiert sich im Rosbacher Stadtwald

Foto: RK

„Unsere heimischen Wälder erfüllen viele Funktionen für Klima, Natur, Tierwelt und uns Menschen. Dabei sind sie durch den Klimawandel in den letzten Jahren vermehrt Trockenheit, Hitze und Stress ausgesetzt. Gut, dass innovative Förster schon seit vielen Jahren mit kreativen, nachhaltigen Ideen darauf reagieren und unsere Wälder stärken“,
so Landratskandidat Rouven Kötter bei einem Rundgang durch den Rosbacher Wald. Vom kommissarischen Revierförster Maximilian Kraus und dem ehemaligen Förster Heinz Sill ließ sich Kötter dort verschiedene Projekte zeigen und erläutern. Heinz Sill ist nicht nur Stadtrat und Umweltberater, sondern seit letztem Jahr auch Träger des Umweltschutzpreises des Wetteraukreises. Den Preis erhielt er unter anderem für das von ihm entwickelte „Prinzip der tausend Mulden“. Ziel dabei ist die Wasserrückhaltung im Wald, um Hochwassergefahren für die Autobahn und die Ortslage zu vermeiden aber auch zur Grundwasseranreicherung. Das Projekt wurde von Sill Mitte der 80er Jahre begonnen und systematisch fortgesetzt. Hierdurch wird außerdem neuer Lebensraum für Insekten und Amphibien sowie Kleinsäuger geschaffen.

Oberhalb des Rosbacher Quarzitbruchs wurden Kötter Aufforstungsflächen gezeigt. „Hier wurden große Kalamitätsfläche eingezäunt und mit Eichen bepflanzt. Der Zaun ist erforderlich um den Verbiss durch Reh- und Rotwild auszuschliessen. Hierdurch entstehen aber erheblich höhere Kosten für die Waldbegründung. Im Stadtwald Rosbach gibt es derzeit etwa 160 ha Kalamitätsflächen. Die Stadt möchte diese weitestgehend der natürlichen Verjüngung überlassen und pflanzt nur dort wo die Naturverjüngung nicht ausreichend wächst“, erläuterte Revierförsterei Kraus.

Einige hundert Meter weiter liegt eine Fläche, die vor etwa 25 Jahren nach einem Windwurf der natürlichen Verjüngung überlassen wurde. „Fichten, Lärchen, Kiefern, Birken, Ebereschen, am Rand auch Buchen haben sich in bunter Mischung angesamt. Diese natürliche Verjüngung ist kostenlos, erfordert aber in einigen Jahren Pflegeeingriffe um Zielbaumarten zu fördern. Vorhandene Fehlstellen werden von Sträuchern, Kräutern und Gräsern besiedelt. Hierdurch wird die Fläche attraktiv für Kleinsäuger, Vögel und Insekten, was wiederum den Wildkatzen zu Gute kommt. Der Wald besteht nicht nur aus tausend Klaftern Holz“, berichtete Sill während er durch die Fläche ging.

Am Ende des Rundgangs wurde Kötter zum Bestattungswald geführt, der jüngst Schlagzeilen machte. Die Buchenvitalitätsschwäche hat zum Absterben von Altbäumen im Bestattungswald geführt. Aus Sicherheitsgründen musste er zeitweilig gesperrt werden. Die Arbeiten zur Verkehrssicherung sind weitgehend abgeschlossen. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Schäden in den nächsten Jahren sich fortsetzen. Kötter hat als Bürgermeister in Wölfersheim einen Waldfriedhof umgesetzt und kennt die damit verbundenen speziellen Herausforderungen gut: „Wer sich für eine Bestattung im Wald entscheidet, muss sich die Konsequenzen vor Augen führen. Hier gibt es keine barrierefreien, befestigten Wege, keine Toiletten, keine Trauerhalle und kein Schutz vor Witterung – es ist eben ein Wald. Es gibt auch keine Garantie für die gekauften Bäume. Wenn die fehlende Planbarkeit von Natur auf individuelle Trauer und schwierigste persönliche Situationen trifft, kann das durchaus Probleme bereiten. Da ist von Förster und Stadtverwaltung viel Fingerspitzengefühl gefordert“, sprach Kötter aus Erfahrung.

„Unsere großen Wälder prägen neben Ackerflächen, Streuobstwiesen und Auen die Natur unserer Heimat. Es ist unsere Aufgabe, diese für kommende Generationen zu sichern und widerstandsfähig zu gestalten“, so Kötter abschließend.